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07/03: "Live vom Unfall"

Gestern Abend auf dem Heimweg sitze ich im Bus, der pünktlich kam. Der Busfahrer steht draußen, raucht eine Zigarette, bis die Zeit gekommen ist, loszufahren. Meine Person sitzt in der letzten Reihe, liest sein Buch, und rechts vor mir ist ein paar älterer Menschen. Links von mir eine junge Dame, vor ihr ein Mann mit Aktentasche. An der Bushaltestelle noch zwei junge Menschen, die sich unterhalten.

Plötzlich ein Knall hinter mir, der sich nach dem anhört, was passiert ist. Ein Unfall. Kein Reifenquietschen, einfach nur Rumms. Ich dreh mich kurz um, prüfe ob der Bus involviert ist, und sehe zwei Autos, deren Blinker Überstunden machen. Mein Buch ist (ehrlich gesagt) spannender. Da fällt mein Blick auf die älteren auf der rechten Seite. Sie schauen hinaus, zum Unfall. Der Busfahrer schaut auch kurz um die Ecke, geht aber wieder zurück, als er erkennt, das der Bus nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Mann des älteren Paares stiert aber hinten aus dem Bus heraus. Er steht auf, geht auf den Platz neben mir zu, und ganz nah an die Scheibe heran. Er schaut eine Minute auf den Unfall, und geht in Richtung seines Platzes zurück. Doch statt sich zu setzen, geht er weiter, steigt aus, um den Bus herum, und begafft weiter den Unfall, diesmal näher.

Kurze Zeit später kehrt er zurück, der Busfahrer hat immer noch nicht zu ende geraucht, und geht wieder zu seiner Begleitung. Ich blicke nochmal zrück, sehe das der eine Wagen auf den Standstreifen des Busses geschoben wird, und zurück zum Buch. Da hör ich den alten Mann tatsächlich, mit gelangweilter und enttäuschter Stimme, sagen:
"Ist nur ein Blechschaden."

03/03: Eine Bahnfahrt, die ist...

...nicht so Prickelnd, wenn man morgens um 5 Uhr morgens am Samstag los muss, und an der Haltestelle Reeperbahn vorbei.

Ich hätte Wissen müssen, das ich die Fahrt bereue, als gleich im Bus zur ersten Etappe dem Schlafenden das Bier aus der Hand gefallen ist. Das Bier fiel im "Selbsthilfe-Bus" (hinten sitzt man im Kreis) auf den Boden, und verteilte sich und den Bierduft im ganzen Luftraum. Der Typ ratzte dabei komplett weg. Also hing ich 17 Minuten (3te Haltestelle bis Blankenese) im Bierdunst.

In der zweiten Etappe, bis Altona, musste ich neben einer Lache flüssigem Etwas sitzen (Scheiß Individual-Abstand) bis auf der Nebenreihe ein Platz für mich war. Nebenbei gingen mir die 4 männlichen Jugendlichen auf den Sack, die den Feuerlöscher gefunden hatten. Ab Altona war dieser mindestens 3 Kilo leichter - 3 Liter Wasser im Raum, für alle nicht-Physiker.

Zwischen Altona und Landungsbrücken war die Reise angenehm. Selbst bei der Reeperbahn, wo sonst immer das schlimmste zu erwarten ist, (Betrunkene Jugendliche, Randalierer, Kotzende, gerne auch in Kombinationen,) kamen nur drei ältere Rocker in den Zug, die sich angenehm Unterhalten haben. Am Ende der Bahn (Gegenüber den Wassermännern) saßen auch nette Damen, die noch unter dem Eichstrich befüllt waren.

- Kaffeepause Landungsbrücken -

Gut gelaunt von der eben befahrenen Strecke gebe ich mich der letzten Etappe hin (6:19 Uhr) und will zur Arbeit Schillen. Erster Schritt in den Wagen ("knirsch"), nächster Schritt ("knirsch"), und Position einnehmen ("knirsch"): wieder der Duft von Bier. Diesmal allerdings hat die Flasche den Sturz nicht überlebt, und sich somit im ganzen Abteil niedergelassen. Das Knirschen kam von den Splittern, der Inhalt schoss vor meiner Ankunft bis zu den Fenstern hoch. Wieder im Duft des Bieres. Bis zum Ziel.

Gegen 11 Uhr hatte ich dann endlich den Duft aus meiner Nase bekommen, und wünschte mir, meine Alternativroute wäre nicht durch Bauarbeiten mit Schienenersatzverkehr ausgebessert worden. Auf der "Springer-Strecke" erlebt man Lustigeres:
Eine hübsche Dame, und ein angetrunkener Herr saßen sich gegenüber. Sie mochten sich scheinbar. Sie lächelte, er versuchte es auch, und alles war gut. Da lehnt sie sich vor (!Ausschnitt!) und flüstert ihm was um die Ohren. Er grinst, lehnt sich zurück, sie auch, und dann stellt er die 1-Million-Euro Frage: "und dann Ficken wir?"