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18/11: Disko-Kinder

Da ergebe ich mich heute doch mal der Heimkehrlust, nachdem ich eine Stunde länger als mein Feierabend war, in der Arbeitsstelle geblieben bin, und legte um 21:00 Uhr den Heimgang ein. Die U-Bahn hieß mich freudig Willkommen, gab mir einen guten Rat: "Zurückbleiben bitte", doch ich wollte nicht hören. Mutwillig ließ ich mich fortfahren, ich hörte mein Bett schon rufen, und ich wunderte mich noch, das es keinen Sitzplatz mehr gab. Mein Individualabstand gestattete es mir nicht, mich neben oder gegenüber jemandem hinzusetzen. Also blieb ich stehen, und schrieb etwas vor mich hin.

In der Station "Kellinghusenstraße" stieg ich erstmals um. Die andere U-Bahn war recht voll, und dann stieg auch noch aus der alten Bahn alles in diese um, mir Hinterher. Dabei hatte ich nicht mal mit Axe geduscht (oder mich eingesprüht) und wurde trotzdem von Frauen verfolgt. Interesse hatte auch keine. Alle waren in ihren kleinen Gruppen am reden, über dies und das und drängten sich aneinander. An allen Stationen stiegen immer mehr Leute ein. Spontan fühlte ich mich wie in einer Orgie der Anti-Nudisten. Eng an eng, und noch jemand will Teilnehmen. Schade nur, das ich hier raus muss: Sternschanze. Schnell raus, aber kein Bitte und Danke. Klaustrophobisch und in Panik, nie wieder raus zu kommen, greife ich zum bekannten Spruch: "Lassen sie mich Arzt, ich bin durch." Wie immer wirkt der Spruch, ich bekomme den Platz um aus zu steigen, und dreh mich um, um die Gesichtsausdrücke derer zu sehen, denen klar wird, was ich grade gesagt habe. Herrlich. War heute ein St. Pauli spiel?

Nachdem ich draußen war, bin ich, im Gegensatz zu eben genannten Verein, aufgestiegen zur S-Bahn. (Eine Treppe hinauf, durch einen Gang, und noch eine Treppe genommen.) Der Bahnsteig war auch voll, und ich in bösen Vorahnungen. Würde es wieder voll werden? An meinem Ziel ist das Maxx in der nähe, und einige wollen dort wirklich noch hin. Aber es ist ja noch ein längerer Weg bis Blankenese, wo ich wieder umsteigen will. Es wird auch leerer, ich danke den Heimwegen der anderen, dennoch steigen Blankenese einige Jugendliche aus. Ich bin zwar mit 27 Jahren noch nicht alt, aber dennoch fühle ich mich mit den anderen um mich so. Doch spätestens an der Bushaltestelle, mein letztes Transportmittel, will ich nicht mehr. Dort stehen einige rum, haben Flaschen in der Hand, mit selbst gemischten Alkopops. Der Bus will mich ärgern, und fährt nur bis kurz vor Wedel. Trotzdem steigen Sie ein. Ich nicht - Fehler. Der nächste Bus wird viel voller.

Ich steh also an der Haltestelle. Der Bus, der mich nicht ans Ziel bringt, ist weg, und ich warte auf den nächsten. Da tauchen zwei Mädels auf, und ich gestehe ihnen zu, über 18 oder nah dran zu sein. Zu den Damen gesellt sich der Bekehrer zu ihnen. Kurze Zeit, und etwa drei Glaubensbekenntnisse später, kommen 5 Damen vorbei, und ich durfte diese schon Gesetzlich nicht angraben. Schön, wenn man so einen Zettel hat, auf dem der Aufpasser vermerkt ist. Ob der gerade in Kiel ist, oder auf Hawaii ist egal, er passt auf die Dame auf. Bevor der Bus da ist, kommen aber noch mehr, und als ich schon drin bin, kommt noch ein Rudel. Ich ergatter einen Stehplatz, und kann die Bekloppten beobachten. Es wird gesoffen, gelacht, jedes Realtone-Handy spielt Musik, und in den hintersten Reihen wird geraucht. Einige sind schon so voll, das sie kaum noch geradeaus gucken können, und es ist nicht mal 23:00 Uhr. Es ist wohl, es stinkt nach Schnaps, rauch hängt in der Luft, ich bin in einer Fahrbaren Kneipe. Nur bin ich als Fahrer auserkoren und darf nix trinken...

Eigentlich dürfte ich mich nicht so richtig drüber beschweren, schließlich war ich selbst mit 15 Jahren schon auf einigen Großveranstaltungen des Tunnels (Time Tunnel 1+2, Explorer 1). Allerdings habe ich mich erst später besoffen, und dann auch nur in kleinen Gesellschaften, wo ich auch schlafen konnte. Aber im Bus habe ich noch nie geraucht.

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